Эссер Павел Евгеньевич : другие произведения.

Бог вернул народ к истокам(нем)

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   Paul Esser
  

Gott fЭhrte das Volk zurЭck zu seinen Wurzeln

(laute Gedanken)

  
   Der Kreis hat sich fЭr unser Volk geschlossen: "Deutschland-Rußland-Deutschland". Wir kehrten zurЭck in unsere historische Heimat.
   In Deutschland bin ich inzwischen schon drei Jahre. Irgendwie hatte es sich in meinem Leben so gefЭgt, dass ich die wichtigsten Abschnitte in "Burgen" verbrachte: Jekaterinenburg, St. Petersburg, Oranienburg....
   Mein Schicksal war das vieler Russlanddeutscher: Mutter und Vater im GULAG und ich in einer Sondersiedlung.
   Ich habe es nie bedauert, aus Russland weggegangen zu sein.
   Deutschland hat mich in gewisser Hinsicht etwas "repariert", dort "restauriert" ... aber in jedem Fall die MЖglichkeit gegeben, in WЭrde die Zeit zu Ende zu leben, welche Gott mir gelassen hat.
   Ich erinnere mich gut an die Worte des ehemaligen Kulturministers Russlands, Jewgenij Sidorow: "Die MentalitДt der Russlanddeutschen fЭgte sich aus den besten Charaktereigenschaften der Russen und der Deutschen. Vom Russen - die unerschЖpfliche Herzlichkeit und das GefЭhlsleben. Vom Deutschen - die GutmЭtigkeit, Ordnungsliebe und Genauigkeit."
   Am 16. September 2006 war ich, wie viele andere auch, zu einer Festlichkeit nach Berlin eingeladen: "Gottesdienst zum 14. Evangelischen Gemeindetag fЭr Aussiedler." Die Feier fand in einer evangelischen Kirche statt und war organisiert worden fЭr Leute wie mich. Alles unter der Losung: "Wenn du in das Land kommst."
   Der Pfarrer las eine gute, inhaltsreiche Predigt auf Deutsch. Da aber viele von uns so ihre Probleme mit der deutschen Sprache haben, wurde der Text auf einer Leinwand auf Russisch gezeigt. Ich weiß nicht, ob es Absicht der Organisatoren war, jedenfalls war da plЖtzlich eine andere Losung auf Russisch: "Gott fЭhrte das Volk zur Erde zurЭck", was aber fЭr den Russen klingt wie " fЭhrte ins Grab". Nicht schlimm, wenn es ein Versehen war, aber wenn nicht...
   Hier versucht man nicht, aus TЭrken, Juden oder anderen Deutsche zu machen. Man versucht nicht, ihre Seelen zu brechen... Aber bei mir ist die Situation anders: aus mir hatte man dort einen "russischen Sowjet" gemacht und hier soll ich ein deutscher "Multi-Kulti" werden, was auch nicht viel anders ist. Deutschland kann mich nicht heilen von meinen "chronischen Krankheiten", so wie es auch nicht in der Lage ist, die Wortverbindung "Russlanddeutscher" von mir zu nehmen. Und das, obwohl ich Deutscher bin und immer sein werde. Aber 200 Jahre Leben in Russland lЖscht man nicht so einfach aus. Aber wichtig ist doch auch, dass die Russlanddeutschen mit sich auch vieles NЭtzliches mitbrachten.
   In Russland hatte ich eine Zeit lang als Sektorenleiter fЭr nationale Kulturen auf Bezirksebene gearbeitet. Aber das Kulturhaus weigerte sich, die Folklore der Russlanddeutschen in sein Programm aufzunehmen. Die der Russen, Tataren, Marijzen und anderer - bitte schЖn.
   Da gibt es viele GrЭnde. Der Hauptgrund, dass dort Deutsch nicht als titulierte, ursprЭngliche NationalitДt galt. Das war ein Problem. Hier auch - nur andersrum: hier sind wir tituliert. Das ist zwar angenehm, doch auch wieder schwer, sich dran zu gewЖhnen.
   WДhrend meines Studiums wurde ein Kommilitone von mir bei einem Abschlussexamen gefragt: "Was stellt die Intelligenz dar?" Es war schon komisch, wie man versuchte, ihm vorzusagen: man zeigte ihm zwei HandflДchen, welche die Arbeiter und Bauern symbolisieren sollten. Und zwischen ihnen - das war die Intelligenz. Er antwortete: "eine Zwischenlegscheibe". Und solch eine Zwischenlegscheibe sind auch wir hier... zwischen Mutter und Stiefmutter. Als Stiefmutter zДhle ich in diesem Zusammenhang Russland und als Mutter - Deutschland.
   Ich mЖchte dazu aufrufen, selbst aus den besten Motiven heraus, nicht zum "Killer" der Russlanddeutschen sondern zum Helfer bei der Erhaltung der Eigenartigkeit dieses Volkes zu werden. Da ich selbst Russlanddeutscher bin, mЖchte ich meine Landsleute aufrufen, in sich sowohl den Russen als auch den Deutschen zu bewahren, um nicht einmal mehr zu "Iwans" zu werden, die nicht mehr wissen, woher sie kommen, denn dann wЭrden wir uns selbst verlieren, denn andere werden wir nicht werden. Das Problem der "Integration" ist in vielerlei Hinsicht von Beamten ausgedacht worden - als eine Art Daseinsberechtigung. Wenn ein Chirurg einen Kranken operiert hat, muss auch eine gewisse Zeit vergehen, bevor dieser wirklich gesundet. Unsere Kinder werden schrittweise und von ganz allein ihren Weg in die deutsche Gesellschaft finden. Aber auch sie sollten nie vergessen, was die Geschichte ihrer Vorfahren war.
   In diesen drei Jahren habe ich viel gesehen und gelernt. Ich hatte Kontakt mit Einheimischen der Дlteren Generation, die mit einem Schuldkomplex fЭr den Holocaust leben. Ich hatte Kontakt mit Menschen jЭdischer NationalitДt, die der Meinung sind, dass die ganze Welt vor ihnen schuldig sei. Ich sah Russen mit Großmachtambitionen. Immer wieder traf ich Russlanddeutsche, die eifrig bestrebt waren, Einheimische zu werden und dabei immer perfekter wurden. Am nДchsten sind mir jene, die bestrebt sind, in sich ihre gesamte OriginalitДt zu bewahren, die bestrebt sind, all das Gute aufzunehmen, das sie beim einheimischen Deutschen lernen kЖnnen, ohne in sich das Vergangene zu zerstЖren. In Russland trДumte ich den Gedanken der allumfassenden Vergebung der VЖlker untereinander, den Gedanken der AussЖhnung zwischen Regierungen und ihren VЖlkern, der AussЖhnung der VЖlker mit Gott... Aber im realen Leben gibt es das nicht.
   Die Leute sehen das Staubkorn im Auge des Nachbarn, ohne den Balken im eigenen Auge zu bemerken. Das ist wie in der Familie: Mann und Frau werden sich so lange nicht verstehen, bis sie sich endlich die angestauten KrДnkungen vergeben haben.
   Deutschland hat Buße getan fЭr die SЭnden vergangener Regimes. Aber niemals sollte ein ganzes Volk ein Leben lang auf den Knien rutschen fЭr die Verbrechen frЭherer Kriegstreiber. Es tut weh zu sehen, wie auch heute Menschen auf allen Kontinenten damit beschДftigt sind, im MЭll der Vergangenheit zu wЭhlen, statt nach gegenseitigem VerstДndnis zu suchen. Es tut weh zu sehen, wie sie sich gegenseitig aller TodsЭnden bezichtigen, ohne zu begreifen, dass dieser Weg die Menschheit in den Abgrund fЭhrt.
   Am Vorabend des 60. Jahrestages des Sieges wurde meine Mutter in die russische Botschaft eingeladen zwecks эberreichung einer Gedenkmedaille. Sie bat mich, die Medaille an ihrer statt entgegen zu nehmen. Alles war wЭrdig organisiert. In der Rede des Botschafters wiederholten sich mehrfach die Worte: "Unser großer Sieg". Das mag ja sein. Der russische Mensch kДmpfte, um seine Heimat zu verteidigen. FЭr ihn war das ein Sieg. Aber meine Mutter und mein Vater saßen zu jener Zeit hinter Stacheldraht ... fЭnf lange Kriegsjahre... Sie hatten sich nichts zuschulden kommen lassen. Nur in den Ausweisen stand geschrieben: NationalitДt - Deutsch. Man kann mir entgegenhalten: Aber dafЭr sind sie am Leben geblieben. Ja, das ist richtig. Aber meine Eltern hatten auch GlЭck. Viele andere haben dort ihr Leben gelassen. Laut Statistik ist jeder Dritte in den Lagern gestorben. Hinzu kamen die stДndigen Erniedrigungen, welche manchmal schlimmer als der Tod sind. Von Zeit zu Zeit gehe ich auf den Friedhof. An einer Stelle sind die russischen KДmpfer begraben, an einer anderen die deutschen. Warum haben sich diese Menschen gegenseitig umgebracht? Sowohl die einen, wie auch die anderen sind mir nicht fremd. Zu der Zeit, als sie sich gegenseitig umbrachten, saßen meine Eltern in der sogenannten "Zone". An mich war damals noch nicht zu denken. Als sie damit anfingen (an mich zu denken) kam ich 1947 auf die Welt. Da aber meine Eltern gezeichnet waren als "gefДhrlich aus GrЭnden der NationalitДt", wurde mir erlaubt, nur in dem kleinen StДdtchen Karpinsk zu leben, ohne es verlassen zu dЭrfen. MЖglicherweise hДtte ich mit meinem Schnuller an einer anderen Stelle eine Gefahr dargestellt. Kehren wir zurЭck zum Botschafter. Wie schЖn wДre es gewesen, wenn der Mann gesagt hДtte: "Es war eine historische Ungerechtigkeit. Ich bitte um Vergebung." Aber das hat er nicht gesagt.
  
   P.S.: Ich habe das Geschriebene noch mal gelesen. Damit ich mich vor mir selber nicht schДmen muss (in Deutschland ist das ein Tabu-Thema), gehe ich noch einmal auf ein fЭr mich nicht leichtes Problem ein - das der Juden. Deutschland hat mich als Deutschen aufgenommen. Folglich muss ich mich auch fЭr den Holocaust schuldig bekennen. Obwohl ich unschuldig bin, ich bereue. Als Entschuldigung mag ich anfЭhren, dass an meinen Vorfahren auch ein Holocaust verЭbt wurde und dass ich Juden dafЭr verantwortlich machen kЖnnte, was mit meinen Vorfahren in Russland passiert ist. Meine Eltern waren in Gefangenschaft. Ihr Bewacher war der Vaters des ehemaligen Direktors der Swerdlowsker Philharmonie Nikolaj Romanowitsch Markowitsch, eine Jude. Das war keine Ausnahme. Es ist allgemein bekannt, dass die meisten Leiter der Konzentrationslager in Russland Juden waren. Ich bin kein politischer Mensch, doch ich verstehe die Situation so. Bis zur Revolution in Russland lebten die Deutschen dort besser. Die Juden jedoch waren in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschrДnkt, hatten keinen Zugang zu den hЖheren Bildungseinrichtungen ... mit einem Wort: ihnen waren jene Rechte versagt, die dann den Deutschen bis zum Krieg genommen wurden. WДhrend des Krieges wurde an den Deutschen VЖlkermord begangen. Zur gleichen Zeit fand in Deutschland ein VЖlkermord an den Juden statt - der Holocaust. Einen großen Unterschied sehe ich nicht. Deutschland hat sich fЭr den Holocaust bei den Juden entschuldigt, Russland vor den Russlanddeutschen jedoch nicht. Das klingt etwa wie: "Man hat dir doch gesagt, dass du unschuldig bist, mach Dich also endlich vom Acker!"
   Wie man sagt, eine Krankheit sollte man nicht nach innen treiben, sie kЖnnte sich zuspitzen. Die Ursache dafЭr, was in Deutschland passierte, beschrieb meiner Meinung nach der Dichter Viktor Njuchtilin im Buch Melchisedek in einer Anmerkung auf der 84. Seite:
   "Faschismus in Deutschland. Aber dass man die Deutschen in Europa nach ihrer Niederlage im (Ersten) Weltkrieg bis 1933 erniedrigte und in internationalen VertrДgen auf lange Zeit den Rang eines drittklassigen Landes zu einer Zeit zugedacht hatte, als es den Begriff "LДnder der Dritten Welt" noch gar nicht gab, das sieht niemand. Aber dafЭr wundert man sich, wie dieses Volk der Philosophen und Dichter, der Ordnungsliebe und des Fleißes sich in Ungeheuer in Menschengestalt verwandeln konnte. Wie ein in die Enge getriebenes wildes Tier haben sie geknurrt und zugebissen. Wie lange sollten sich die Deutschen verspotten lassen? Jetzt sind die Deutschen selbst erschrocken Эber das, was sie im Taumel des Wahnsinns angerichtet haben. Aber sie sagen nicht: Wir sind nicht allein schuld. Sie setzen den Akzent auf das eigene Entsetzen vor der eigenen Schuld. Und ihre Schuld ist tatsДchlich maßlos. Aber sie haben dafЭr bezahlt. Und niemand sagte danach: erniedrige niemals ein großes Volk, es wird, ohne sich zu schonen, eines Tages auch Dich mit Blut treffen, um sich danach selbst zu beschuldigen."
   So bleibt festzustellen: niemals sollte eine Nation erniedrigt werden. Ich weiß nicht, wie Sie es halten. Ich empfinde die Welt als eine gerade Linie, die man unterschiedlich benennen mag: Gott, kosmische Vernunft, das Absolute... Wesentlich ist: entfernst Du Dich von dieser Linie, mag es ein einzelner Mensch sein oder ein ganzer Staat, dann wird Dich irgendwann die Strafe ereilen. Die Lehren der Geschichte beweisen, dass es genau so ist.
   Wir, Menschen unterschiedlicher NationalitДt und Herkunft mЭssen in Deutschland zusammen leben.
   Ich kann ein Leben fЭhren voller Hass, voller Neid und ohne VerstДndnis fЭr den NДchsten. Ich kann aber auch ein Leben fЭhren voller Achtung, MitgefЭhl und VerstДndnis. Der erste Weg fЭhrt ins Nirgendwo. Der zweite ist hoffnungsvoller.
   Seht ihr, was fЭr ein innerer Kampf in nur einem einzigen Menschen tobt.
   Aber wir sind Milliarden auf dieser Erde. Somit ist klar, wie wichtig die Harmonie zwischen Geist und KЖrper, die Weisheit zur Demut und die Liebe zum NДchsten sind. Leider sehe ich das zu selten bei den Menschen. Auch in mir selbst finde ich nicht immer Frieden und Harmonie - aber ich suche danach, und das ist sicherlich das Wichtigste.
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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